Mit 74 die Nr. 1
Andere nehmen ihren Ruhestand wörtlich und beginnen beschaulichen Hobbys nachzugehen. Er aber überschreitet nochmals eine Startlinie: Nach dem Verlust der Ehefrau und nach jahrelanger Krankheit wollte es Ernst Dietrich erneut wissen und wagte den Schritt ins für ihn bis dahin unbekannte Terrain des Radsports.
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Ernst hat - wie seine Marke des Vertrauens - das Herz offenbar am rechten Fleck. Ein De Rosa muß es sein - zum dritten Male, seit er, ein Schipionier, überhaupt auf den Radsport aufmerksam geworden ist knapp vor dem Millenniumswechsel. Seine neue Leidenschaft ging zufällig einher mit der Eröffnung eines nicht unbekannten Radfachgeschäfts in Schwaz. Und kein Jahr später zählte er - als gebürtiger und damit echter Koatlacker! - schon zur Stammkundschaft des leutseligen und ebenfalls sehr lebensfrohen Firmenchefs in der 25 km entfernten Silberstadt. Wenig später folgte die Mitgliedschaft im "Union Raiffeisen Radteam Tirol", in dem er laut chronologischer Jahrgangsreihung fortan die Nr. 1 stellte.
Trotz Bewunderung für die rennfahrenden Sportkollegen gibt sich Ernst lieber den Genüssen des Radlerdaseins hin und gönnt sich diese in
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Früher, meint er, sei er gern beim Schlitterer Badesee eingekehrt. "Aber die Wirtsleut sind nimmer dieselben - jetzt fahr' i' lieber bis Fügen". Denn das Gastronomische hat der Bier- und Wein-Connaisseur ebenso am Programm stehen wie die genaue Erfassung seiner abgespulten Einheiten, wiewohl es ihm dabei nicht auf Rekorde ankommt. "Um die 10.000 km waren es die letzten fünf Jahre immer; jetzt peile ich die 12 an", entlockt man ihm dann aber doch gewisse Ziele.
In der Gruppe fährt er nicht so gern, dafür hätten ihm manche zu viel "aufgelegt", sagt er fachsprachlich korrekt und meint die gernmal, weil gruppendynamisch überzogene, intensivere Fahrweise in Begleitung.
"Aber ich grüße sie alle - und die meisten grüßen auch retour", freut er sich über die Kollegialität innerhalb der Szene.
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"Ich fahre seit 21 Jahren nicht mehr Auto."
Der Verzicht auf die individuelle Mobilität als Demenz-Prophylaxe? Der ständige kleine Sieg über den inneren Schweinehund als treibene Unruh der Lebenskraft?
Von diesem Verzicht-Entschluß bis zum Radsport dauerte es aber noch ein weiteres Jahrzehnt, also muß noch mehr seinen Lebenstil prägen als das bloße Inhaben einer ÖBB-Jahreskarte.
"Geraucht hab' ich nie." - Spricht's, und sieht einen dabei leicht verstohlen aus den Augenwinkeln an. Soll wohl bedeuten, es war zumindest kein regelmäßiges Rauchen, dem er sich hingegeben hätte.
Ein wenig Schrulligkeit draf's also sein. Und dies äußert sich auch auf seinen Radrunden, wenn er zwar eine Radflasche mitführt, diese aber stets leer ist.
"Das wird sonst nur bacherlwarm - mag' ich nicht", erklärt der Geschichtsinteressierte, dem kein Brunnen und dessen Historie zwischen Innsbruck und Kufstein fremd ist.
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Und die obligatorische Banane darf natürlich auch nicht fehlen. "Weil die € 1,80 für diese Gels ... da muß man schon rechnen anfangen!" - sagt er allen Ernstes und blättert dabei im Hochglanz-Katalog, um im selben Atemzug das schon erwähnte Modell aufzuschlagen: "Im März / April mußt dann schauen kommen - DAS fahrt wie ein Einser!" - Wer sollte das besser wissen als DIE Nr. 1? <MM>
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