Mein Radtrainingslager Australien vom 25. 12. 2008 - 7. 1. 2009
Ein Erlebnisbericht aus der Feder unseres neuen Vereinsmitglieds Dr. Wolfgang Mader, Hochleistungssportler und Radsport-Enthusiast Text und Fotos: Dr. Wolfgang Mader
Nach einem traumhaften Flug via Bangkok nach Melbourne (Nettoflugzeit 22 Stunden) bin ich am 26. 12. abends in Melbourne gelandet. Mein Rad war bereits eine Woche vorher zu Kate Allen nach Hause nach Geelong (70 km südwestlich von Melbourne) geschickt worden und hat dort auf mich gewartet. Nachdem ich das Mietauto am Flughafen bekommen habe, bin ich ins Hotel in den Crown Tower im Zentrum Melbourne direkt am Yarra River, eines der schönsten und größten 5-Sterne Hotels Melbournes mit einem der größten Casinos der Welt im Erdgeschoss.
Bereits am ersten Tag ging es noch vor dem Frühstück 3 Stunden auf den Ergometer (das Rad war ja noch in Geelong) um die schweren Beine des langen Fluges aus den Beinen zu strampeln. Doch schon am Nachmittag fuhr ich mit dem Auto nach Geelong zu Kate und Marcel und holte mein Rad.
In den nächsten 10 Tagen (mit einem einzigen Ruhetag) saß ich insgesamt 41 Stunden am Rad und fuhr insgesamt 1290 km und trotz der überwiegend flachen weiten Ebenen ca. 4000 Höhenmeter auf den - ähnlich wie auf Mallorca - sehr kupierten Strecken entlang der Küste Südaustraliens.
Die Highlights der insgesamt 9 Ausfahrten waren: Bereits am ersten Tag - ich kannte die Gegend rund um die 3,8 Millionen Stadt Melbourne noch nicht - sah ich vom höchsten Wohngebäude der Welt, dem Eureka Tower (88 Stockwerke und 300 Meter Höhe und unter den Top 10 höchsten Gebäuden der Welt überhaupt) die rund um den wunderschönen Albertpark gelegene Formel 1 Rennstrecke, die neben einem qualitativ sehr hochwertigen Asphalt vor allem kaum Verkehr und keine Ampeln aufweist. Also ideal, um auf diesem Kurs mit nur leichten Anstiegen mich nach 2 reinen Wintertrainingsmonaten wieder an das Rad zu gewöhnen und fuhr insgesamt 140km auf den Spuren von Luis Hamilton und Ferdinand Alonso. Bereits an diesem ersten Tag erlebte ich die Radsportbegeisterung der Australier, denn egal zu welcher Tageszeit und wo man fährt, innerhalb von wenigen Minuten fährt man in einem Pulk zwischen 10 und manchmal sogar 40 Fahrer und mehr. Das ganze Jahr hindurch treffen sich jeden Tag an unterschiedlichen, aber sehr bald bekannten Stellen, zahlreiche Radrennfahrer meist in etwa gleichen Niveaus zu gemeinsamen Ausfahrten in Pulks von bis zu 80 Fahrern. Neben dem Sicherheitsaspekt, der in einer großen Gruppe von Fahrern natürlich ungleich größer ist, macht das Fahren in solchen Gruppen mit teilweisen Durchschnittsgeschwindigkeiten von 38-40 km/h einen unglaublichen Spaß und man kommt gelegentlich dadurch doch in die Wettkampfatmosphäre rein. Einzigartig in Australien ist auch, dass außerhalb der Städte das Radfahren auf den sehr breiten und in sehr gutem Zustand befindlichen Kriech- und Pannenspuren der Highways und Freeways, also aller Autobahnen, egal wie groß und wie viele Spuren, erlaubt ist. Dies erleichtert gerade in Gegend, die man nicht kennt enorm das Auffinden der nächsten Ortschaften und Städte, da die Orientierung auf Autobahnen ungleich leichter ist, wie auf kleinen Nebenstraßen. Dass das Ganze nicht ungefährlich ist, versteht sich, aber im Grunde verhalten sich die Autofahrer wie Radfahrer sehr diszipliniert gegeneinander.
In den nächsten Tagen erlebte ich eine schönere Ausfahrt nach der anderen. So fuhr ich entlang des Freeway M1 die 70 km von Melbourne nach Geelong und anschl. mit Kate und Ihrem Mann Marcel sowie einem ehem. belgischen Triathlonmeister 120 km entlang der Halbinsel rund um Kates Heimatstadt; oder nach 10 Aufwärmrunden am Formel 1 Kurs von Melbourne 100 km nach Greensborough, einer kleinen Stadt im Norden von Melbourne, in der die Gastfamilie meines Sohnes Stephan wohnt, bei der er 2005 ein halbes Jahr gelebt hat. Weiter führte mich der Weg mit einer Gruppe von 30 Fahrern Richtung Philipp Island, einer Insel im Südosten Melbournes, bei der man zum Sonnenuntergang mehrere hundert Zwergpinguine beobachten kann, wie sie aus dem Meer watscheln und in den Stranddünen ihren Jungen Fressen bringen. Oder von der 1000 ha großen Farm von Kate Allens Eltern, auf der neben 4000 Schafen auch einige wunderschöne Pferde leben, eine 140 km lange traumhafte Straße quer durch Eukalyptuswälder retour nach Melbourne oder eine 160 km Ausfahrt quer durch die im Hinterland liegenden Regen- und Eukalyptuswälder, in denen man zahlreiche Koalabären auf Ihren Bäumen sitzend meist schlafend oder fressend antrifft.
Der Höhepunkt war aber sicherlich der viertletzte Tag, an dem wir eine 4-5 Stunden Ausfahrt vor uns hatten und Marcel vorschlug, zu einem bestimmten Parkplatz eines Einkaufscenter zu fahren, weil sich dort an diesem Tag immer 60-80 ambitionierte Radfahrer treffen, die dann zwischen Geelong und Lorne entlang des Great Ocean Road (einer der schönsten Küstenstraßen der Welt) eine intern organisierte Fahrt, teils im Renntempo, machen. Doch der eigentliche Höhepunkt war, dass an diesem Tag der Zweite der Tour de France 2008, Cadle Evans, dort war und mit uns diese Ausfahrt bestritt. Evans wohnt keine 10 km von Geelong entfernt am Ocean Grove, einer traumhaften Gegend direkt an einem der schönsten Strände rund um Melbourne, und fährt des Öfteren, wenn er zuhause ist, mit diesen Gruppen mit. Es war schon ein unglaubliches Erlebnis 120 km unmittelbar am Hinterrad von Caddle Evans mit einem Schnitt von über 40 km/h fahren zu dürfen und erst auf den letzten 20-30 km habe ich den Kontakt auf einer der Steigungen verloren und kam ca. 10 min hinter Evans im Geelong an. Ich war aber unglaublich erfreut und überrascht, wie sehr sich mein mehr als 2-monatiges reines Grundlagentraining (14-16 Stunden die Woche am Rad und einige Skitouren) auf der Straße unwahrscheinlich positiv auswirkte und sehr starke Beine machte. Wieder zuhause angekommen setze ich mein Training sofort am Ergometer und ca. 2-3 Skitouren pro Woche fort bevor im März/April hoffentlich die ersten Kilometer wieder im Freien möglich sind und im Mai die Rennsaison beginnt.
Mein Rennprogramm für 2009:
21. - 24. Mai | Masters Rundfahrt im Tiroler Unterland | 7. Juni | Mailand – San Remo | 14. Juni | Lienzer Dolomitenmarathon | 26. Juni - 4. Juli | Tour TransAlp | 19. Juli | Tannheim Marathon | 26. Aug. | Masters-WM Einzelzeitfahren | 30. Aug. | Ötztal Radmarathon | 6. Sept. | Eddy Mercks Classics - Eugendorf (Sbg.) | 13. Sept. | Schwazer Radsporttage (Marathon) |
geplante Kilometerleistung 2009: 15.000 - 17.000 km |
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